Leseprobe

Just YES

Prolog – 29. Oktober

Er liegt auf seinem Bett, nur mit seiner Jeans bekleidet, und schläft tief und fest. Ich sitze auf der Bettkante und betrachte ihn zärtlich. Meine Finger streifen sanft über die Muskeln seiner nackten Brust, über seine harten Bauchmuskeln, bis hinab zum Bund seiner Hose. Ich stöhne frustriert.

So oft habe ich seine nackte Haut auf meiner gespürt. So oft ist er mir körperlich so nah gewesen. Und doch hat er mich nie an sich herangelassen. An sein Herz.

Ich zucke ertappt zusammen, als er sich im Schlaf plötzlich bewegt. Doch dank des Alkohols ist er zu tief im Irrgarten seiner Träume gefangen, als dass er aufwachen würde. Den einen Arm angewinkelt über dem Kopf, den anderen locker zur Seite ausgestreckt, liegt er vollkommen wehrlos vor mir. Ich beuge mich vor und hauche ihm einen Kuss auf seine Lippen. Er beginnt im Schlaf einen Namen zu murmeln.

Wie sehr wünschte ich mir, es wäre meiner. Mein Herz gefriert, als ich mich der Wahrheit stelle. Sein Herz gehört ihr. Es hat ihr schon vom ersten Moment an gehört. Mein Blick fällt auf sein Handgelenk, auf sein Tattoo, als Liebesbeweis gedacht, der mich verspottet.

Ich ziehe mein Shirt über den Kopf, lasse meinen Rock zu Boden gleiten. Die Zärtlichkeit ist aus meinem Blick gewichen, in meinen Augen funkelt bloß noch blinder Hass. Ich öffne meinen BH und streife ihn mir von den Schultern. Nur noch mit Slip bekleidet, steige ich zu ihm ins Bett. Langsam, um ihn nicht zu wecken, lege ich mich neben ihn, in seinen Arm. Ich seufze.

Wie sehr ich ihn vermisse! Er hat mir alles bedeutet und für ihn bin ich gerade mal ein ganz passabler Fick gewesen!

Ich schmiege mich sanft an ihn, lege meinen Kopf auf seine nackte Brust. Er bewegt sich und ich halte inne. Doch er hat noch lange nicht aus seinen Träumen herausgefunden und schläft weiter. Wieder redet er im Schlaf, nennt ihren Namen. Sein Arm zieht mich eng an seine Brust. Er denkt, ich sei sie! Heiße Wut durchströmt mich.

Ich nehme das Handy von der Bettdecke. Es dauert einen Moment, bis ich die perfekte Einstellung und Position gefunden habe. Penibel achte ich auf jedes Detail, inszeniere ein Selfie. Zwei Liebende nach dem Sex. Für einen Sekundenbruchteil erleuchtet die Kamera das Zimmer, dann prüfe ich das Foto. Perfekt. Seine schwarzen Tattoos sind gekonnt für meine Zwecke in Szene gesetzt. Sie bilden einen tollen Kontrast vor unserer hellen, nackten Haut. Er lächelt im Schlaf. Sicher träumt er von ihr.

Ebenso vorsichtig wie zuvor verlasse ich das Bett wieder. Und den Mann, der mir das Herz gebrochen hat. Und dem ich nun seines brechen werde. Leise suche ich meine Sachen vom Boden auf. Meine Finger fliegen über das Display.

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Nur noch wenige Klicks und ich werde sein Leben ein weiteres Mal zerstören.

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Unaufhaltsam sucht sich das Foto unserer letzten gemeinsamen Nacht den Weg in die digitale Welt hinaus, von einem Smartphone zum nächsten, um das reale Leben zweier Personen und ihre Liebe zueinander zu vernichten. Ich öffne die Tür und dann verlasse ich nicht nur das Zimmer endgültig.

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